Ïåðåòðåíèðîâàííîñòü
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Charakterisierungen zum Phänomen des
,,Übertrainings“ erfolgten bereits vor ca. 80 Jahren. So nennt Lorentz
(1923) ebenso wie Herxheimer (1933) als relativ seltenen Befund einen
Blutdruckabfall, Jezler (1939) einen Anstieg des Ruheblutdrucks. Die meisten
Autoren sind sich heute darüber einig, dass in Relation zu einer
überdurchschnittlich hohen Belastung die anschließende
Regenerationsphase ungenügend bemessen ist.
Mittels
Feldtest oder Labordiagnostik ist die gesunkene Leistungsfähigkeit
nachweisbar: gleichzeitig klagt der Sportler über innere Unruhe, leichte
Erregbarkeit und schnellere Ermüdbarkeit, Schlaflosigkeit,
Stimmungslabilität, mangelndes Konzentrationsvermögen,
Appetitlosigkeit. verringerte Libido u.a. Unter Umständen wird auch ein
einzelnes Organ wie Herz, Lunge oder Magen ganz in den Vordergrund der
Beschwerden gerückt, so dass sich Anklänge an eine
neurozirkulatorische Dystonie finden. Der physiologische Ablauf bei
Leistungsdruck wirkt sich meistens auf das autonome Nervensystem aus und
lässt die bekannten Magen-/ Darmschwierigkeiten als Krankheitsform erkennen.
Dabei Magen-/Darmproblemen kommt es bei Nervosität über einen
hormonellen Mechanismus im Magen zu erhöhter Salzsäureproduktion und
damit zu Verkrampfungen und letztendlich zu Geschwüren. Im
neuromuskulären System finden sich Anomalien bei der Bestimmung der
Flimmerverschmelzungsfrequenz, was für eine gesteigerte Labilität im
Kortex spricht. Weitere Nebenwirkungen wie Bluthochdruck und Thromboseneigung
lässt die Empfehlung zu, durch Aktivität diese Faktoren zu
verringern.
Aufgrund der komplexen Problematik
ist es notwendig, kurz auf verwandte Begriffe wie z.B. den der Ermüdung
und Erschöpfung näher einzugehen: Ermüdung ist ein
besonderer physischer und psychischer Zustand als Resultat von Belastungen
und drückt sich in Diskoordination der Funktionen des Organismus und in
einer zeitweiligen Leistungsminderung aus. Der Ermüdungszustand ist
vorübergehend, reversibel und stellt ein komplexes Geschehen dar, das
physische und psychische Vorgänge umfasst.
Die
Reaktionslage des Organismus und vorausgegangene Beanspruchungen bestimmen
Grad und Symptomatik der Ermüdung. Bei Muskeltätigkeit zeigt sich die
Ermüdung in der Abnahme der Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und/oder Genauigkeit
der Bewegungen, in Mängeln der Bewegungskoordination und in
verlängerten Reaktionszeiten. Frühzeitig treten Anstrengungsempfindungen,
Müdigkeitsgefühle, Schmerzempfindungen und andere subjektive Zeichen
negativ gefärbter psychischer Belastungsverarbeitung auf. Sie sind die
ersten Anzeichen des mehrstufigen Schutzmechanismus der Ermüdung, der den
Organismus vor Erschöpfung und irreparablen Schäden bewahren soll.
Müdigkeitsempfindungen mobilisieren den Organismus dazu, das
ermüdungsbedingte Nachlassen des Wirkungsgrades der Muskelarbeit durch
zusätzliche willkürliche Aktivierung unter erhöhtem
Energieverbrauch zu kompensieren (zusätzliche Rekrutierung motorischer
Einheiten. Einsatz von Hilfsmuskeln), bevor die äußerlich messbare
Leistung absinkt.
Die Entstehung der Ermüdung wird von zahlreichen
Faktoren beeinflusst: vom Muskelfasertyp (STF, FT0, FTG), vom physiologischen
Ausgangszustand (Nährstoffbevorratung, Hydratationszustand,
Vorbelastung), von der Stiniulationsfrequenz (Menge und Geschwindigkeit der
Acetylcholin-Freisetzung), von den Arbeits-Pausen-Zyklen, von der
Muskelfaserlänge in Relation zur optimalen Länge, von der
Muskeltemperatur und vom pH-Wert in den Muskelfasern. Diese Vorgänge
lassen sich nach zentralen und peripheren Ermüdungstypen zuordnen, die
nach Kraftentwicklung, Wärmeproduktion und EMG-Aktivität
unterschieden werden (Tab. 15).
Die Ermüdungssymptome treten in
der Regel summativ auf. Sie lassen sich an veränderten
Einzelmessgrößen der Funktionssysteme nachweisen und sind vieldeutig
zu interpretieren: Anstieg der Körperkerntemperatur, Anstieg der
Herzschlagfrequenz, Zunahme oder Abnahme der Blutlactatkonzentration,
Veränderungen des Säuren-Basen-Haushalts, Veränderungen des Atemminutenvolumens
und der Atemfrequenz. Negative Energie-, Elektrolyt-, Flüssigkeits-,
Hormon und Durchblutungsbilanzen stellen fast immer Ermüdungszeichen
dar. Im Leistungssport kann der Einsatz der Muskelbiopsie zur Aufklärung
von Ermüdungsphänomenen bei Langzeitausdauerbelastungen dienen.
Durch die Anwendung der nuklearen Magnetresonanz-Verfahren konnte die wichtige
Rolle der Ionen- und Flüssigkeitsverschiebungen beim Ermüdungsgeschehen
exakt untersucht werden.
Umschaltung
des Energiestoffwechsels von bevorzugter Kohlenhydrat-Verwertung auf bevorzugte
Fettsäurenoxydation. Situationen mit plötzlicher
Intensitätszunahme werden durch Hemmmechanismen biochemischer Art
blockiert. Erhöhte Fettsäurekonzentrationen führen zu Glycolysehemmung
und bewirken dadurch einen Spareffekt auf den weiteren Kohlenhydrat-Verbrauch.
Wie in den Untersuchungen gezeigt
wurde: der durch die muskuläre Arbeit ausgelöste Abfall des Insulinspiegels
induzierte einen signifikanten Anstieg der freien Fettsäuren. Die
artifizielle und belastungsinduzierte Erhöhung der freien Fettsäuren
löste einen hochsignifikanten Anstieg des freien Tryptophans und des
Quntienten aus freiem Tryptophan und großen, neutralen Aminosäuren
aus. Die Erhöhung der freien Fettsäuren in unphysiologische Bereiche
führte zu keiner weiteren Zunahme der freien Tryptophanfraktion. Die
Veränderungen in der Plasmakonzentration der großen neutralen
Aminosäuren sind bei 90minütigen Laufbelastungen für den
Quotienten aus freiem Tryptophan und großen neutralen Aminosäuren
von untergeordneter Bedeutung. Ein signifikanter Unterschied im subjektiven
Belastungsempfinden konnte nicht festgestellt werden. Die Veränderungen
der Prolaktinsekretion während Ausdauerbelastungen wurden nicht von dem
Anstieg der lipolytischen Aktivität und der peripheren Abnahme der zum
freien Tryptophan am Carrier kompetitiven Aminosäuren unmittelbar
beeinflusst.
Qualitativ und quantitativ
unterschiedliche Ernährungsmaßnahmen beeinflussen den
Hormonstatus. So reduziert eine dominierend auf Ballaststoffe ausgerichtete
Kohlenhydratdiät den Geschlechtshormonspiegel im Blut und seine
Bioverfügbarkeit. Ursache könnte eine Verminderung der
enterohepatischen Zirkulation der Östrogene und wahrscheinlich auch der
Androgene sein, entsprechend einer Eliminierung von Östrogenen mit dem
Stuhl und einer reduzierten Konzentration von ß-Glukuronidase im Darm.
Ostrogenverbindungen können ohne Hydrolyse nicht reabsorbiert werden, und
eine geringere ß-Glukuronidase-Konzentration im Darm vermindert die
Reabsorption dieser Steroide. Letztere werden außerdem vermehrt an
Faserstoffe (Ballast) im Stuhl gebunden und ausgeschieden.
Gut beherrschte, rhythmische «runde»
Bewegungen werden zunehmend «eckig», hektisch, von Mitbewegungen begleitet. In
verstärktem Maße werden Hilfsmuskeln einbezogen. Die Ermüdung
beeinträchtigt den eingeübten Koordinationsablauf der Bewegungen.
Dies kann zu lokaler Überbelastung führen und die Gefahr von Verletzungen
vergrößern. Starke Kraftanstrengungen und Belastungen, die
erhöhte Anforderungen an die Aufmerksamkeit und an die Koordination der
Feinmotorik stellen, sind im ermüdeten Zustand zu vermeiden. Das Erlernen
neuer Bewegungsfertigkeiten ist bei Ermüdung erschwert.
Erschöpfung bezeichnet einen Extremgrad
der Ermüdung, der eine Fortsetzung der Belastung ausschließt. Beim Übertraining
handelt es sich um Gesamttrainingsbelastungen, die die Regenerationsfähigkeit
in den Erholungsphasen überfordern. Es kommt daher zum sog.
Übertrainingszustand. verbunden mit einer Erschöpfung und einer
Verschlechterung der Leistungsfähigkeit aufgrund von physischen und
psychischen Überforderungen. Die Sportler fühlen sich dabei
,,ausgebrannt“, der gegebene Zustand ist nicht ohne weiteres reversibel.
Insgesamt handelt es sich also um
einen Komplex von subjektiven Beschwerden und objektiven Symptomen infolge
einer zu hohen Gesamtbelastung. Der Sportler fühlt sich erschöpft,
ohne dass dies körperlich objektivierbar ist, seine Leistungsfähigkeit
ist eingeschränkt. In diesem Zusammenhang wird die Nichtbeachtung von
bzw. das häufige Verstoßen gegen die Trainingsprinzipien (so.)
diskutiert. Auch ständige äußere Reize sowie andere
Stressfaktoren können zu hohen psychischen Belastungen führen, die
Erscheinungsformen nach sich ziehen, die dann in ein Übertraining
münden. Objektiv lässt sich eine Steigerung des Grundumsatze sich
nachweisen, das Körpergewicht nimmt in der Folge davon häufig ab, es
findet sich eine negative Stickstoffbilanz, die Normalisierung der
Herzfrequenz nach einer körperlichen Belastung ist verzögert. Als
Ursache werden u.a. neurohumorale Störungen. speziell im Bereich des Hypothalamus,
angenommen. Übertraining ist ein Mittel bis länger andauernder Leistungsabfall
ohne organisch krankhaften Befund und mit zum Teil nur diskreten Beschwerden.
Das Übertrainingssyndrom stellt
nach wie vor eine sportmedizinische
Herausforderung dar. Es handelt sich um eine
Ausschlussdiagnose bei
trotz Regeneration mindestens ca. zwei Wochen
anhaltendem Leistungsabfall ohne nachweisbare organisch krankhafte Ursache.
Warnsymptome sind eine Verschlechterung der Leistungsfähigkeit bzw. der
Technik mit verzögerter Erholung im Training und das Auftreten von
Befindlichkeitsstörungen wie das Gefühl einer schweren
Arbeitsmuskulatur und Schlafstörungen. Die submaximale ergometrische
Leistungsfähigkeit ist unverändert, die maximale
Kurzzeitausdauerleistung in den
meisten Sportarten erniedrigt. Die Bestimmung von
Blutparametern unter Ruhebedingungen lässt die Diagnose eines
Übertrainingssyndroms
nicht zu. Oftmals ist eine individuell verminderte
maximale Laktatazidose und Herzfrequenz messbar. Unter streng standardisierten,
in der Praxis jedoch schwer zu realisierenden Bedingungen kann die Bestimmung
von hypophysären Hormonen im Blut sowie von Katecholaminen im Urin
diagnoseweisend sein.
Das Übertrainingssyndrom
(ÜTS; engl. ”overtraining syndrome”, ”sta-
leness”) ist charakterisiert durch einen Abfall der
sportartspezifischen
Leistungsfähigkeit trotz weitergeführtem
oder sogar intensiviertem Trai-
ning mit teilweise ausgeprägten
Befindlichkeitsstörungen, der auch
nach einer verlängerten Regenerationsphase von
(willkürlich festgeleg-
ten) 2 bis 3 Wochen noch nachweisbar ist. Bei einer
kürzeren Dauer
spricht man eher von einem Überlastungszustand
(engl. ”overreach-
ing”). "Übertraining"
bezeichnet eigentlich nur den überlastenden Trai-
ningsprozess per se. Andere organisch krankhafte
Ursachen müssen
ausgeschlossen werden, beispielsweise Infekte
(Mononukleose oder an-
dere virale Entzündungen, Zahnwurzelherd usw.),
eventuell sogar mit
kardialer Beteiligung im Sinne einer Myokarditis, eine
Eisenmangel-
anämie oder endokrinologische Störungen
(Schilddrüsen- oder Neben-
nierenfehlfunktion).
Klassischerweise wird zwischen einer
sympathikotonen ("basedo-
woiden") und einer parasympathikotonen
("addisonoiden") Form des
ÜTS unterschieden. Während erstere mit
ausgeprägteren vegetativen
Symptomen wie erhöhte Herzfrequenz,
Schlafstörungen, überwiegen die Erregungsprozesse (,,zu viel und zu intensiv“), emotionale In-
stabilität und organbezogene Beschwerden
einhergeht, weist letztere ei-
ne verstärkte phlegmatische bis depressive
Komponente auf,
die Hemmprozesse (in Ruhebedingung alles ,,normal“. bei Belastungen ,,steckt
der Wurm drin“)
und ist wegen ihrer Symptomarmut schwerer zu erkennen. Oftmals liegt allerdings
ein Mischtyp bzw. ein Übergang zwischen der eher frühen
sympathikotonen und der chronischen parasympathikotonen Form vor. Allen
gemeinsam ist aber immer ein primär unerklärlicher Leistungsab-fall
mit schnellerer Ermüdbarkeit und verzögerter Regeneration im
Training.
Bei Sportlergruppen, in denen systematisch ein
Übertrainingszustand angestrebt wurde, eine vorübergehende
«Erschöpfung« des sympathoadrenergen Systems beobachten. Die
Untersuchungen bezogen sich auf 8 erfahrene Mittel- und
Langstreckenläufer, deren Trainingsumfang von 86km/Woche 4 Wochen lang
auf 175 km/Woche gesteigert wurde. Davon lagen stets ungefähr 80% der
Belastung im Bereich von 50 - 70% der maximalen Sauerstoffaufnahme. Nach Ende
der Übertrainingsphase sanken die Dopaminplasmaspiegel signifikant ab,
ebenso die nächtliche Ausscheidung von Adrenalin, Noradrenalin und
Dopamin. Je schlechter das subjektive Befinden der Probanden war, desto
stärker nahm die Noradrenalinausseheidung ab. Wichtiger als der
Absolutwert der Hormone erschien die Änderung der Ausscheidungsrate.
Diagnostik von Übertraining
Die Diagnostik von Übertraining
stellt aus verschiedenen Gründen ein nicht unerhebliches Problem dar:
Eine sichere und verlässliche Diagnose von Übertrainingserscheinungen
ist nur sehr schwer möglich, objektive Faktoren und präzise Marker
für eine entsprechende Diagnose existieren nicht! Auch ist für einen
großen Teil der immer wieder zur Interpretation eines Übertrainings
verwendeten Parameter nicht bekannt, wie sich diese Parameter bezogen auf
einzelne Individuen oder während Phasen der Belastung bzw. der Ruhe
verhalten. Dementsprechend ungesichert sind auch die Entscheidung und Interpretation
zur Anwendung von allgemeinen oder speziellen diagnostischen Verfahren. Insgesamt handelt es sich
um ein komplexes multifaktorielles Geschehen mit
unterschiedlichen
Stadien und teilweise auch unterschiedlichen Symptomen
in den ver-
schiedenen Sportarten (ausdauer- oder kraftbetont).
Typischerweise wird über ein Gefühl einer
schweren Arbeitsmusku-
latur (”schwere Beine” bei Radfahrern, Triathleten und
Läufern) geklagt,
das bereits bei ungewöhnlich niedrigen
Belastungsintensitäten im Trai-
ning, aber auch bei Alltagsbelastungen auftreten kann.
Weitere häu-
fige Beschwerden sind
chronische Müdigkeit und Schlafstörungen.
Hauptsymptome des Übertrainings
· Physiologisch-chemische Befunde:
— verringerte
sportarispezifische Leistungsfähigkeit,
— verringerte
allgemeine Leistungsfähigkeit,
— verlängerte
Erholung,
— Muskelkraftabnahme,
— verschlechterte
koordinative Qualität,
— angestiegene
Ruhe-Herzschlagzahl.
— angestiegene
Herzschlagzahl auf submaximalen Belastungsstufen,
— anomale
EKG-Befunde (T-Welle, ST-Streckenhebungen),
— vergrößerte
Atemfrequenz auf gegebenen Belastungsstufen,
— Senkung des
aerob-anaeroben Übergangs,
— Abnahme von
Körperfett.
— erhöhter
Grundumsatz,
— Müdigkeit,
— vermehrtes
Schwitzen, besonders nachts.
— Anorexia
nervosa,
— Appetilverlust,
— Oligo-/Amenorrhoe.
— Magen-Darm-Beschwerden,
— reduzierter
Mineralgehalt der Knochen,
— Abnahme von
Serumferritin und Serumeisen,
— erhöhter
Harnstoffspiegel,
— erhöhte
Kortisolspiegel,
— vermehrte
Ketosteroidausscheidung im Urin.
— reduziertes
freies Testosteron.
— angestiegenes
hormonbindendes Globulin,
— hypothalamische
Funktionsstörung.
· Immunologische Befunde:
— erhöhte
lnfektanfälligkeit (reduzierte Immunglobuline).
— verringerte
Lymphozytenzahl,
— erhöhte
Eosinophilenzahl,
— vermehrte
Neigung zu viralen Infektionen.
— Veränderungen
im Verhältnis von CD4/CD8-Lymphozyten.
· Psychologische Veränderungen:
— depressive
Empfindungen,
— generelle
Apathie.
— launisch.
— unangenehmes
Herzklopfen,
— geistiger
Konzentrationsmangel,
— Empfindlichkeit gegenüber
erhöhten Laut- und Lichteinwirkungen.
Eine Beanspruchung auf allgemeine
aerobe dynamische Ausdauer mit ca. 80% der maximalen Sauerstoffaufnahme bewirkt
eine Steigerung der Durchblutung regionaler Gehirnbezirke zwischen 25 und 40%
bei gleichzeitiger Reduzierung des Glukoseumsatzes in allen Gehirnbereichen mit
Ausnahme des Okzipitalhirns, wie in Untersuchungen unter Anwendung der
Positronen-Emissions-Tomographie und radioaktiver Isotope feststellten. Die
Befunde normalisieren sich nach Belastungsende rasch. Auch sehr lang dauernde
und täglich sich wiederholende Belastungen dieser Art bieten keine
Erklärung an für die Symptomatik beim Übertraining. Die
Belastungs-bedingten Anstiege von Beta-Endorphin beeinflussen zwar die
Stimmung und können in extrem seltenen Fällen suchtähnliche
Zustände auslösen, sind aber kaum für die Vielfalt der Symptome
im Übertrainingszustand verantwortlich zu machen. Die Anstiege von ACTH
und Wachstumshormon können erst recht nicht herangezogen werden.
Die subjektive Belastungseinschätzung stellt eine
weitere Möglichkeit zur Erfassung hoher und höchster Trainingsbelastungen
dar. Dabei wird der psychophysische Zustand von Sportlern mit Hilfe von
standardisierten Erfassungsbögen bestimmt, und es wird geprüft, ob
vor und nach Trainingsmaßnahmen Unterschiede bezüglich der akuten
Belastungswirkung und -verträglichkeit sichtbar werden. Zur Objektivierung
der aktuellen Befindlichkeit bzw. der erlebten Wirkung von Belastungen (z.B.
einem speziellen Training) dienen auch standardisiert erfasste Selbstaussagen
mit Hilfe von Schätzskalen, die verschiedene Erlebnisbereiche
repräsentieren (mehrdimensionale Skalen) und über deren
,,Indikatoren‘ eine differenzierte Beurteilung der Vielfalt des Erlernens ermöglicht
wird. Möglicherweise machen Athleten jedoch bewusst oder unbewusst falsche
Angaben, da die Selbstaussagen auf subjektivem und damit zunächst nicht
nachprüfbarem Empfinden beruhen. Diese Tatsache schränkt die Aussagekraft
solcher Selbsteinschätzungen erheblich ein. Das Phänomen des
Übertrainings stellt Trainingsbelastungen dar, die in den Erholungsphasen
nicht ausreichend regeneriert werden können. Die Folge ist eine physische
und psychische Überforderung. Die Leistungsfähigkeit eines
Sportlers lässt nach.
Die systematische Erfassung der
Befindlichkeit, beispielsweise mittels standardisierter Fragebögen, wie
die POMS (Profile of mood state) oder die
Eigenzustandsskala nach Nitsch (mit verminderter
aktueller Handlungs-
fähigkeit und Motivationslage im ÜTS), hat
sich in mehreren Studien als
das empfindlichste Kriterium in der Diagnostik eines
ÜTS gezeigt.
Allerdings ist zu bedenken, dass subjektive Angaben
(Angst vor Aus-
wechslung oder Misstrauen gegenüber dem
Trainingsprogramm) mani-
puliert werden können, so dass deren
Anwendbarkeit in der Praxis ein-
geschränkt ist. Außerdem besteht die
Problematik der Festlegung eines
individuellen Grenzwerts, da häufig eine
progressive Befindlichkeits-
verschlechterung parallel zum Trainingsumfang erfolgt.
Hinsichtlich der ergometrischen
Leistungsfähigkeit ist zumindest bei
übertrainierten Ausdauersportlern eine
Beeinträchtigung der Schnellig-
keit- bzw. Kurzzeitausdauer nachweisbar, die mit einer
reduzierten ma-
ximalen Blutlaktatkonzentration einhergeht.
Beispielsweise zeigten
übertrainierte Radfahrer und Triathleten auf dem
Fahrradergometer bei
einer Belastungsintensität von 110% der
individuellen anaeroben
Schwelle eine deutlich verringerte Fahrzeit bis zur
Erschöpfung. Bei
den üblichen stufenweise ansteigenden
Testverfahren besteht nicht im-
mer eine beeinträchtigte maximale Leistung bzw.
Sauerstoffaufnahme.
Der submaximale Verlauf der Laktatleistungsrelation
einschließlich der
hieraus errechneten anaeroben Schwelle sowie die
anaerob-alaktazide
Leistungsfähigkeit (zumindest bei
Ausdauersportlern) sind im ÜTS nicht
wesentlich verändert. In einzelnen Studien
ergaben sich Hinweise
auf eine Beeinträchtigung koordinativer
Fertigkeiten, der neuromus-
kulären Erregbarkeit oder der Maximalkraft.
Unter
allgemeiner Sicht kommt heute der Bestimmung von einfach zu analysierenden
blutphysiologischen Parametern. wie z.B. dem Harnstoff und der Kreatinkinase,
eine gewisse Bedeutung zu. Dabei ist der Proteinkatabolismus als Parameter zur
Einschätzung und Beurteilung muskulärer Belastungen von theoretischer
und trainingspraktischer Bedeutung. Durch die Messung und Bestimmung des
Endproduktes des Protein- bzw. Aminosäurestoffwechsels ist es in gewissem
Umfang möglich, Rückschlüsse auf der Umfang des Proteinabbaus
zu ziehen. Die ermittelte aktuelle Harnstoffkonzentration im Blutserum ergibt
sich als Bilanz aus der Synthese in der Leber und der Ausscheidung über
die Niere. Es wird davon ausgegangen, dass im Mittel ein Anstieg des
Harnstoffwertes im Blut auf Werte oberhalb von 8 mmol/l als eine Erhöhung
der Stickstoffausscheidung und somit als negative Stickstoffbilanz gewertet
wird.
Kreatinkinase wird normalerweise nur
im Rahmen des normalen Zellturnovers aus der Zelle freigesetzt. Es liegt fast
ausschließlich im Zytoplasma und in den Mitochondrien von Skelettmuskulatur
und Gehirn vor. In der klinischen Diagnostik dient die Kreatinkinase
primär als Indikator für myokardiale Schädigungen. Für die
Beurteilung von belastungsinduzierten Reizen (starke muskuläre
Belastungen, z.B. ungewohnte Übungen oder Belastungen mit hohem
Kraftanteil) wird der Gesamtgehalt der Kreatinkinase als muskelspezifisches
Enzym ermittelt, wobei der Anstieg auf Werte oberhalb von 300 U/l als
Überlastungsbereich interpretiert wird. Die bei körperlichen
Belastungen auftretenden Zellschädigungen können vielfältiger
Natur sein.
Das
Beispiel des Harnstoffs verdeutlicht (s. Abb. 1-23), dass eine Vielzahl von unterschiedlichen
Einflüssen auf die jeweiligen Parameter einwirkt. Nur wenige der in
diesem Zusammenhang aufgeführten Einflussgrößen sind auf das
Training selber zurückzuführen, was die Interpretationsmöglichkeiten
erschwert und zu entsprechenden Missinterpretationen führen kann. Die
alleinige Betrachtung eines einzelnen Wertes ist wenig aussagekräftig,
verlässliche Aussagen sind nur dann möglich, wenn die Entwicklung
des jeweils zu interpretierenden Parameters über einen Zeitraum von Tagen
bzw. Wochen beobachtet wird.
Als weiterer möglicher Anwendungsparameter zur
Aufdeckung von Übertrainingserscheinungen bei Sporttreibenden im
Leistungssport wird die Herzfrequenz genannt. Gemäß Aussagen der
Literatur kann neben der regelmäßigen (morgendlichen) Kontrolle der
Ruheherzfrequenz angeblich auch die Erfassung der
Herzfrequenzvariabilität zur Beurteilung des vegetativen Funktionszustandes
herangezogen werden. Die Herzfrequenz ist entgegen populärwissenschaftlichen
Publikationen im ÜTS in Ruhe meist unverändert, im Maximalbereich
jedoch leicht (ca. 3-5 Schläge/min) erniedrigt. Vereinzelt wurde ein
niedrigerer respiratorischer Quotient, insbesondere bei (sub)maximaler
Belastung, beschrieben. Dabei wird davon ausgegangen, dass jeder Athlet eine physiologische,
d.h. normale Variabilität der Herzschlagfolge aufweist und auf diese
Weise eine individuelle Information über die
sympathisch-pariasympathische Balance seines aktuellen vegetativen (autonomen)
Nervenzustandes bekommt. Bei Ausdauertrainierten kann die
Herzfrequenzvariabilität im allgemeinen stärker ausgeprägt sein
als bei Untrainierten. Auch zeigt die Herzfrequenzvariabilität einen
zirkadianen Rhythmus und eine Abhängigkeit vom Lebensalter. Ob mit Hilfe der Messung der
Herzfrequenzvariabilität,
eventuell mit der aus den unterschiedlichen
Frequenzspektren resultie-
renden Ableitung der Sympathikus- und
Parasympathikusaktivität,
tatsächlich Überlastungszustände
erkannt werden können, ist derzeit
wissenschaftlich noch nicht belegt und bedarf kontrollierter
Studien un-
ter streng standardisierten Messbedingungen. Die
wenigen derzeit vor-
liegenden Befunde mit überlasteten Sportlern sind
widersprüchlich und
weisen große individuelle Unterschiede auf.
Möglicherweise
besteht ein Zusammenhang zwischen Trainings-belastung, individueller
Beanspruchung und der Herzfrequenzvariabilität zumindest bei
Ausdauersportlern. Die eindeutige Klärung dieses Sachverhaltes steht jedoch
noch aus.
Die wesentliche
Voraussetzung für eine mögliche Verwendung der Herzfrequenz bzw. der
Herzfrequenzvariabilität im Rahmen der trainingsbegleitenden Aussagen zur
individuellen Belastungssteuerung bzw. zur Diagnose möglicher
Übertrainingszustände sind regelmäßige, mittel- und
langfristige, standardisierte Messungen unter Ruhebedingungen sowie die
Berücksichtigung individueller aktueller psychischer Gegebenheiten.
Der weitaus größte Teil
der Übertrainingsforschung befasst sich mit aeroben Trainingsmethoden. Nur
relativ wenige Untersuchungsmethoden untersuchen Übertrainingseffekte
von Krafttraining.
Seine Reaktionen können
qualitativ und quantitativ anders ausfallen als die nach aeroben
Übertrainingsmaßnahmen. Bei den betreffenden Programmen muss im
Krafttraining zwischen einer Volumen- und einer Intensitätsüberforderung
unterschieden werden. Wird bei unveränderter Belastungsintensität
das Volumen bis in den Übertrainingsbereich vergrößert,
resultieren Veränderungen, welche im neuroendokrinen Bereich denen eines
aeroben dynamischen Ausdauertrainings entsprechen. Nutzt man jedoch eine
Intensitätszunahme im Krafttraining, um Übertrainings-erscheinungen
auszulösen, können sieh die Symptome sehr unterscheiden. Sie
ähneln stark den Übertrainingsveränderungen nach exzessivem
aeroben Ausdauertraining. Sehr intensitätsbezogene aerobe Ausdauertrainingsmaß-nahmen
lassen parasympathische Regulationen in den Vordergrund treten, während
bei aeroben Aktivitäten sympathische Regulationen dominieren.
Weitere spezifische Parameter und Methoden, von
denen angenommen wird, dass mit ihrer Hilfe ,,Übertraining“ diagnostiziert
werden kann, sind z.B.:
— Anstieg des
Blutammoniakspiegels
— Deutliche Veränderungen
der 17-Ketosteroide und 17-Hydroxyketosteroide
— Deutliche Veränderungen
(Abnahme) im Testosteron/Kortisol-Spiegel
— Anstieg des 3-Merhylhistidin-Spiegeis
bzw. der 3-Merhylhistidinausscheidung im Urin
— Anstieg der Steroid-Hormon
bindenden Globuline (SHBG)
— Anstieg des Wachstumshormons
im Serum (S-HGH)
— Chronischer Anstieg des
5-Hydroxytryptamin-Spiegeis (5-HT) im Gehirn und den peripheren Nervenzellen
—
Erhöhung
der Spiegel von Adrenalin und Nordadrenalin im Ruheblut.
Die Bedeutung der Bestimmung von
Substraten (Harnstoff, Ammo-
niak) und Enzymen (Kreatinkinase-Aktivität) in
Ruhe zur Erfassung ei-
nes ÜTS wird oftmals überschätzt. In
entsprechenden Studien konnten
diese Parameter nicht zur Diagnose eines ÜTS
beitragen. Unter
standardisierten Bedingungen besteht deren Wertigkeit
in der Trai-
ningspraxis aber in der Erfassung kurzfristiger akuter
Überlastungen so-
wohl metabolischer als auch muskulär-mechanischer
Art sowie der Be-
urteilung längerfristig leistungslimitierender
Situationen wie eine
Glykogenverarmung mit vermehrtem
Eiweißkatabolismus.
Auch die Blutkonzentrationen in Ruhe
von (freiem) Testosteron und
Cortisol zeigen bei übertrainierten Sportlern
meist keine praxisrelevan-
ten Veränderungen. Ein Anstieg des Ruhe-Cortisols
ist Ausdruck einer
erhöhten physiologischen Beanspruchung im
Training. Auffällige hor-
monelle Veränderungen im ÜTS liegen nur
unter maximalen Bela-
stungsbedingungen (erniedrigte hypophysäre
Hormone, Cortisol, freies
Adrenalin und Noradrenalin) oder im Sammelurin
(erniedrigte freie Ka-
techolamine) vor (s. o.). Bei einer "hormonellen
Trainingssteuerung”
sind allerdings streng standardisierte Messbedingungen
zu berücksich-
tigen, die in der Trainingspraxis nur schwer zu
realisieren sind.
In der
Untersuchung wurde bei einer Beanspruchung auf allgemeine aerobe dynamische
Ausdauer sowie bei ansteigender erschöpfender Belastung auf dem
Fahrradergometer Serotonin mittels Ketanserin blockiert. Hierbei zeigte sich
ein stimulierender Effekt von Serotonin auf die ACTH- und Prolaktinsekretion.
Während das Wachstumshormon hiervon unberührt blieb, ergab sich eine
signifikante Verminderung des belastungsbedingten ACTH-Anstiegs unter
Ketanserin. Auch das tyrotropinstimulierende Hormon (TSH) war in
Körperruhe sowie hei Belastung mir 60% der maximalen Sauerstoffaufnahme
unter Ketanserin signifikant vermindert. Der systolische Blutdruck nahm auf
gegebenen Belastungsstufen ebenso wie der Lactatspiegel im Blut ab, was
für eine Verringerung des peripheren Widerstandes spricht. Hingegen konnte
durch einen dopaminunterstützenden Effekt (mittels der agonistisch
wirkenden Substanz Pergolide) festgestellt werden, dass Dopamin die Wachstumshormonproduktion
während muskulärer Arbeit fördert. Gleichzeitig
unterdrückt der dopaminagonistische Effekt den belastungsbedingten ACTH-
und PRL-Anstieg. Opiate können dabei die Aktivität von
hypothalamischen Neurotransrnittern modulieren.
Bei übertrainierten Sportlern,
aber auch in intensiven Trainingspha-
sen wurden niedrigere Glutaminkonzentrationen
beschrieben. Auch ei-
ne erhöhte Expression von
T-Zell-Oberflächenmarkern als diagnosti-
sches Kriterium bedarf noch weiterer Bestätigung.
In der Praxis gelten
für den Einsatz immunologischer Bestimmungen aus
methodischen Ge-
sichtspunkten derzeit ähnliche
Einschränkungen wie für die Messung hormoneller Parameter.
Insgesamt erfordert die Diagnostik
eines ÜTS die Kenntnis individueller Basiswerte. Eine Diagnose auf der
Basis eines einzelnen Parameters ist nicht möglich.
Für alle diese Parameter gilt, dass ihre
Erhebung und Analyse relativ aufwendig und methodisch nicht ganz unproblematisch
ist. Eine routinemäßige Erhebung und Anwendung, z.B. im Rahmen von
trainingsbegleitenden Maßnahmen, kommt daher nicht in Betracht.
Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass
unmittelbar nach intensiven körperlichen Belastungen verschiedene
immunologische Parameter auf eine verminderte Abwehrlage mit erhöhter
Infektanfälligkeit hinweisen. Bis zur endgültigen Klärung dieser
Aussagen sind allerdings noch weitere Untersuchungen notwendig.
Als Erklärungsansätze
dienen verschiedene Modelle, in deren Zentrum das Verhalten der Proteinmasse
in Abhängigkeit von der funktionalen Belastung steht.
Die Diagnose
,,Übertraining“ ist schwierig zu stellen, da entsprechende handfeste
Hinweise fehlen. Eine Möglichkeit besteht in der Harnstoff-Messung als
Ausdruck des Eiweißabbaus und der Kreatinkinasebestimmung als Indikator
für muskuläre Schädigungen. Allerdings verwischen zahlreiche
Interaktionen das Bild. Das gleiche gilt für die methodisch aufwendigere
Bestimmung der entsprechenden Hormone.
Ursachen
Häufigste Ursache für einen
Überlastungszustand sind über einen län-
geren Zeitraum wiederholt absolvierte hohe
Trainingsintensitäten, ins-
besondere im anaerob-laktaziden oder hochintensiven
Ausdauerbereich, hohe, innerhalb kurzer Zeit angestiegene Trainingsumfänge
oder zu häufige Wettkämpfe. Nicht selten liegt auch eine zu hohe
Intensität (evtl. auch Dauer) des zwischen den einzelnen Belastungsreizen
liegenden regenerativ geplanten Trainings vor: Ständige monotone
Belastungen sind problematischer als hohe Reizspitzen mit jeweils konsequenter
Erholung.
Häufig sind zusätzliche,
bei der Trainings- und Wettkampfplanung
unberücksichtigte, Stressfaktoren von
wesentlicher Bedeutung. Hierzu
gehören Prüfungssituationen,
Beziehungsprobleme, ständige Engpässe
im täglichen Zeitmanagement, zu schnelle
Wiederaufnahme des ge-
wohnten Trainings nach Infekten, ungenügende
Regeneration in der Wo-
che nach Trainingslagern mit hohen
Belastungsumfängen, einseitige
Ernährung mit ungenügender
Nährstoffdichte oder eine unzureichende
Höhenadaptation (oftmals zu intensives Training
in der ersten Woche).
Die Angaben zur Häufigkeit des Auftretens eines
ÜTS sind sehr un-
terschiedlich. Inzidenzen von jährlich über
10 % der Sportler erscheinen
jedoch nicht realistisch.
Aufgrund einer
ansteigenden Leistungsfähigkeit bzw. aufgrund der erhöhten Ausnutzung
der gegebenen Funktionsreserve nimmt die Differenz zwischen aktueller bzw.
chronischer Belastung und dem noch verbleibenden bzw. noch ausnutzbahren
Funktionsmaximum immer weiter ab (s. Abb. 1-19). Im Hinblick auf die
Gesamtbelastung folgt daraus, dass die Funktionsreserve immer geringer wird
und gegen null tendiert, wenn die Einstellung des SteadyState-Zustandes der
Proteinmasse nicht mehr gegeben ist bzw. das System sich in zunehmendem
Maße unausgeglichen verhält und aus dem Gleichgewicht läuft.
Insgesamt ergibt sich
daraus eine erhöhte und somit auch schnellere Abnutzung der gegebenen
Strukturen. was dann zu mittel- oder langfristigen Leistungseinbußen bzw.
zu Überbelastungen oder einem Übertraining führen kann. Eine
schnelle oder (bei nur kurz bemessenen Zeiten) auch nur unvollständige
Regeneration kann daher nicht erwartet werden, länger andauernde
Leistungseinbußen sind die Folge.
Bei einer
entsprechenden Belastung des zellulären Systems auf hohem Leistungsniveau
(Leistungs-/Hochleistungssportler) ergeben sich daher, wenn überhaupt
noch, ausschließlich relativ lange Zeiträume in Verbindung mit nur
geringen Anpassungen bzw. Leistungszunahmen. Dies begründet auch, warum
bei hochtrainierten Leistungssportlern selbst über lange Zeiträume
kaum noch nachweisbare Leistungszuwächse zu verzeichnen sind.
Eine gegebene
Funktionsreserve wird mit fortschreitendem Alter immer kleiner, dies hat im
fortgeschrittenen Alter eine immer höhere Ausnutzung der Anpassungsreserve
zur Folge. Die Inanspruchnahme der jeweiligen Adaptationsreserve sollte daher
entsprechend geringer sein bzw. die jeweiligen Belastungen sollten
altersangepasst ausfallen, so dass übertrainingsähnliche
Erscheinungsformen von vornherein ausgeschlossen werden können.
Zusammenfassend lassen
sich zur Erkennung eine eventuellen Über(be)lastung bzw. beginnender
Übertrainingszustände im Trainingsprozess folgende mögliche
routinemäßig einsetzbare Parameter anwenden:
· Regelmäßige
Leistungsdiagnostik in Form von submaximalen und/oder maximalen Labor- bzw.
Feldbelastungen.
· Vertiefung
genereller Erkenntnisse und Untersuchungen über die individuelle
Beanspruchung beim Training (Sauerstoffaufnahme, Laktat, Herzfrequenz usw.).
· Der
Einfluss des Trainings ist ein Schlüsselfaktor und kann nicht ignoriert
werden. Daher ist eine regelmäßige Trainingsdatendokumentation
unerlässlich.
· Veränderungen
der Herzfrequenz während Ruhe und unter Belastung, während
Routineleistungsdiagnostiken und Veränderungen der Herzfrequenzvariabilität.
· Veränderungen
des Körpergewichts unter Berücksichtigung des Flüssigkeitshaushaltes
des Körpers.
· Veränderungen
des Harnstoffspiegels bzw. der Kreatinkinase im Blut.
Alles weist auf
eine individuelle Belastungsverträglichkeit hin, wobei dem Training als
Schlüsselfaktor eine entscheidende Bedeutung zukommt. (Einfache) Parameter
zur Erkennung von Übertraining sind aktuell nicht verfügbar.
Pathomechanismus
Wie schon oben angedeutet wurde, sind
hormonelle Veränderungen von wesentlicher pathophysiologischer Bedeutung,
wobei periphere (evtl. die Regulation der Natrium-Kalium-Pumpe betreffend) und
zentrale (hypothalamische oder übergeordnete Ebene) Mechanismen ineinander
greifen. Unter maximalen Belastungsbedingungen sowie nach insulininduzierter
Hypoglykämie wurde ein reduzierter Anstieg von adrenokortikotropem Hormon
(ACTH) und Wachstumshormon (HGH) sowie von Cortisol beschrieben. Das
sympathoadrenerge System ist ebenfalls beteiligt: Übertrainierte Sportler
zeigen eine geringere maximale belastungsinduzierte Freisetzung von
(Nor)Adrenalin mit entsprechend beeinträchtigter anaerob-laktazider
Mobilisation sowie eine verminderte nächtliche Katecholaminausscheidung im
Urin als Ausdruck einer reduzierten intrinsischen sympathischen Aktivität.
Darüber hinaus wird eine verminderte ß-Adrenorezeptordichte mit
geringerer Empfindlichkeit der Erfolgsorgane vermutet.
Eine chronische Stressexposition
führt zu einer Veränderung der neu-
roendokrinen Regulation und inhibiert die pulsatile
hypothalamische
Hormonauschüttung über eine Beteiligung des
Corticotropin-Releasing-
Hormons (CRH). Eine populäre, jedoch umstrittene
Hypothese geht von
einer Aminosäurendysbalance im Blut mit
erhöhter zentralnervöser Tryp-
tophanaufnahme und Serotoninbildung aus, die zu
Befindlichkeitstörun-
gen und Müdigkeit führen kann. Allerdings
sind die serotonergen Regu-
lationsmechanismen komplex und von unterschiedlichen
Rezeptoren ab-
hängig.
Es kann angenommen werden, dass die
beschriebenen hormonellen
Veränderungen einen selbstschützenden
Feedback-Mechanismus darstel-
len, um eine fortschreitende stressbedingte
Erschöpfung zu vermeiden.
Eine chronische Stressexposition führt zu einer
Veränderung der neu-
roendokrinen Regulation und inhibiert die pulsatile
hypothalamische
Hormonauschüttung über eine Beteiligung des
Corticotropin-Releasing-
Hormons (CRH). Eine populäre, jedoch umstrittene
Hypothese geht von
einer Aminosäurendysbalance im Blut mit
erhöhter zentralnervöser Tryp-
tophanaufnahme und Serotoninbildung aus, die zu
Befindlichkeitstörun-
gen und Müdigkeit führen kann. Allerdings
sind die serotonergen Regu-
lationsmechanismen komplex und von unterschiedlichen
Rezeptoren ab-
hängig.
Es kann angenommen werden, dass die
beschriebenen hormonellen
Veränderungen einen selbstschützenden
Feedback-Mechanismus darstel-
len, um eine fortschreitende stressbedingte
Erschöpfung zu vermeiden.
Behandlung
von Übertrainingszuständen
An einigen Stellen der Literatur
wird auf Maßnahmen zur Behandlung von Übertrainingszuständen
hingewiesen. Da jedoch davon auszugehen ist, dass das Übertraining
sicherlich keine ausschließlich klinische Diagnose darstellt, lassen sich
entsprechende Behandlungsansätze bzw. -möglichkeiten nur schwer
begründen. Es muss vielmehr nach Möglichkeiten gesucht werden, die
bisher bekannten Erscheinungsformen von Übertraining bereits im Ansatz zu
vermeiden. Dazu
gehört zunächst das Ausschalten aller sozialen und biologischen
Faktoren. die solche Erscheinungsformen begünstigen:
· Grundlegende
Änderungen bei der Planung, Abfolge und lntensitätsgestaltung von
Training und Wettkämpfen
· Beschränkung auf
absolut notwendige Wettkampfprioritäten
· Durchführung aktiver
und ausreichender Regenerationsmaßnahmen
· Abwechslung im (Trainings-)Alltag bzw. vorübergehender
Wechsel von Umgebung und Umfeld (,,Tapetenwechsel, ,,Milieuwechsel“)
· Psychosoziale
Hilfestellungen bzw. Entwicklung von individuellen Maßnahmen der
Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle
· Gesunde und vollwertige
Ernährung
· Auskurieren von Infekten
und ggf. ärztliche Kontrolle des Gesundheitsstatus.
Eine spezifische Therapie des
ÜTS, etwa mit Medikamenten oder Nah-
rungsergänzungspräparaten, existiert nicht.
Eine Behandlung mit Anti-
depressiva wird zwar aktuell diskutiert, kann aber
noch nicht empfoh-
len werden. Die einzig wirksame Therapie ist die
Ausschaltung der Ur-
sachen. Trainingsintensität und -umfang
müssen deutlich reduziert
werden, eventuell bis hin zur Trainingspause.
Zunächst sind nur rege-
nerative bis kürzere extensive Trainingseinheiten
im Bereich der aero-
ben Schwelle möglich. Um eine bisher vorhandene
Trainingsmonotonie
zu durchbrechen, empfiehlt sich ein zwischenzeitlicher
Wechsel zu an-
deren (konditionell nicht belastenden) Sportarten ohne
leistungssportli-
che Ziele. Erst nach Wiederherstellung einer stabilen
Belastbarkeit sind
intensivere Trainingsformen nach der Dauermethode und
schließlich
auch solche mit vermehrter anaerob-laktazider
Energiebereitstellung
(intensive Intervalle, Wiederholungsmethode) erlaubt.
Im Einzelfall
kann die Phase bis zur völligen Wiederherstellung
mehrere Monate ( bis
sogar Jahre?) dauern.
Die Symptomen-Trias Leistungsabfall,
verminderte Belastbarkeit und
schnelle Ermüdung ist verdächtig für
ein Übertraining, vorausgesetzt es
besteht kein organisch krankhafter Befund. Wenn
Leistungs- oder auch
Freizeitsportler über diese Symptomatik klagen,
sollte immer an ein
Übertraining gedacht werden. Trainings-
und aktuelle Krankheitsanam-
nese müssen exakt erhoben werden, um ein
überzogenes Training oder
ein Nichtbeachten von Infekten als häufigste Ursachen
zu eruieren. Die
Erfahrung des Arztes spielt bei der Erhebung und
Interpretation der Be-
schwerden bzw. Befindlichkeitsstörungen eine
besondere Rolle. Typi-
sche Konstellationen von Laborwerten existieren nicht.
Hingegen kön-
nen unter Voraussetzung standardisierter Bedingungen
und individuel-
ler Vergleichswerte akute Überlastungen durch
veränderte Laborwerte
wie Harnstoff oder Kreatinkinase (CK) erkannt und
damit möglicher-
weise auch einem Übertraining
vorgebeugt werden.
Literatur:
R.F. Schmidt, G. Thews, „Physiologie des Menschen“
springer-Verlag Berlin Heidelberg, 1997.
W. Hollmann, T.Hettinger,
„Sportmedizin“, Schattauer Verlag, 2000.
L.
Pickenhain, G. Neumann, F. Scharschmidt, „Sportmedizin: Grundfragen, Methoden,
Ziele“, Verlag Hans Huber, 1993.
R. Rost, „Lehrbuch der Sportmedizin“,
Deutscher Ärzte-Verlag Köln, 2001.
(Weitere Fragen nach Literatur und
darauf basierten Trainingsplanungs- und Diagnosecomputerprogrammen unter
oy@uni.de;
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è íà ýòîé îñíîâå ñäåëàííûõ ïëàíèðîâî÷íûõ è äèàãíîñòèöèðóþùèõ êîìïüþåðíûõ
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